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Wir sagen WILKOMMEN an die zukünftigen Nachbar*innen in der Soldiner 101

Seit einiger Zeit gibt es in der Soldiner Straße 101 eine Baustelle. Eine Baugruppe baut dort ihr Eigenheim. Zwei Gruppenmitglieder haben dem weddingweiser erklärt, wie sie sich zusammengefunden haben und wie ihre Zusammenarbeit funktioniert.

Baustelle Soldiner 101

Baustelle Soldiner 101

Seit einiger Zeit gehört die Baustelle in der Soldiner Straße 101 zum Straßenbilld. Aber was wird dort eigentlich gebaut? Das wollten wir herausfinden und haben uns deshalb mit Anne und Niko getroffen - zwei Bauleuten, die für die Baustelle zuständig sind: „Wir sind eine Gruppe von Neu-Bauleuten aus insgesamt 15 Parteien und bauen hier unser Heim“, erzählen die beiden. 

Niko ist vor neun Jahren aus Mannheim in den Wedding gezogen – bewusst, wie er sagt. „Ich habe mir sehr viele Stadtteile angeschaut und mich am Ende für den Wedding entschieden, weil er authentisch und lebenswert ist“, erzählt er. Anne wohnt hier schon um die 20 Jahre, und als sie zum ersten Mal eine Wohnung im Wedding suchte, habe ihr der Vermieter einen Schlüsselbund in die Hand gedrückt und gesagt, sie könne sich eine der vielen freien Wohnungen im Wohnhaus aussuchen – am Ende konnte sie sogar noch die Miete um 80 Euro drücken. Eine Geschichte, die heute wohl nur noch als Traum durchgehen würde. Der Wedding galt zwar lange Zeit als Stadtteil, in dem die Mieten - im Vergleich zum Rest Berlins - bezahlbar waren, aber das ist spätestens heute nicht mehr der Fall.

Das war auch der Hauptgrund, für die Entscheidung der Beiden ein Grundstück mit 13 weiteren Parteien zu erwerben, um ihr Eigenheim selbst zu bauen – und damit dem „Mietwahnsinn zu entkommen“. Vor zweieinhalb Jahren haben sich die 15 Bau-Herren- und Frauen auf einer speziellen Internet-Plattform gefunden und beschlossen, das Grundstück in der Soldiner Straße 101 zu kaufen - "Tinder für Wohnsuchende" könnte man fast sagen. Zu Beginn sei es einfach nur darum gegangen, Menschen zu finden, die das Grundstück zusammen kaufen würden. Wie man sich vorstellen kann, sind Grundstücke in Berlin beliebt; man muss schnell sein. Was anfangs nur eine Zweckgemeinschaft war, ist heute eine richtige Baufamilie geworden. Anne und Niko erzählen, dass sie sich in den zwei Jahren sehr zu schätzen gelernt haben und aus der Bekanntschaft eine Freundschaft entstanden ist. Diese unkonventionelle Art zu bauen breite sich wegen der angespannten Wohnsituation weiter in Berlin aus, erzählt Anne, das bringt neben der Freude aber auch viel Stress mit sich und ist zeitintensiv.

 

Neues Hobby: Bauen

„Seit zwei Jahren haben wir jetzt schon ein neues Hobby“, sagt sie. Denn im Gegensatz zu konventionellen Baugruppen bauen die 15 Parteien ohne einen Investor, das heißt, sie müssen sich um die Organisation und Finanzierung eigenständig kümmern. Seit dem Kauf trifft sich die Baufamilie monatlich, um mit dem zuständigen Architekten über wichtige Dinge, wie die Größe der Wohnungen, sowie über weniger wichtige Dinge wie die Farbe der Fassade zu diskutieren. Hier und da komme es zu größeren Diskrepanzen, aber bisher auch immer zu einer friedlichen Einigung. Genauso stellen sich Anne und Niko auch das Zusammenleben vor - wie in einer richtigen Familie eben.

Jetzt kommt der Endspurt. Planmäßig soll noch diesen Monat mit dem Bau begonnen werden; dann kann auch die Nachbarschaft, die laut Anne und Niko ohnehin schon sehr neugierig auf ihre neuen Nachbar:innen ist, beim Wachsen des Hauses zuschauen. Bis der Einzug ansteht, müssen sie sich aber noch 18 Monate gedulden. Und einen kleinen positiven Aspekt hat der Bau auch für Außenstehende: Die Wohnungen von Niko und Anne werden frei – immerhin zwei zusätzliche Wohnungen auf dem Markt.

Quelle: weddingweiser