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Monitoring: Soldiner Kiez weiterhin arm

Arbeitslosigkeit, Sozialleistungen und Kinderarmut - das Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) misst für Gebiet Soldiner Straße niedrige Werte.

Satelittenschüssel

Satelitenschüssel im Soldiner Kiez. Foto: Andrei Schnell

Sozialmonitoring

Ausschnitt Karte Sozialmonitoing 2019. Grafik: MSS 2019

Der zweijährlich veröffentlichte Sozialmonitor sieht das Gebiet nördlich der Osloer Straße als eines "mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf". Denn die Statistiker haben für den Soldiner Kiez den Statusindex "sehr niedrig" gemessen. Weniger verschämt ausgedrückt: der Kiez ist arm. Die soziale Lage ist in fast allen Ecken der Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen sehr niedrig. Das zeigt eine Karte, die den ehemaligen Bezirk Wedding zu großen Teilen violett gefärbt darstellt. Das Monitoring unterteilt Berlin in 436 Kieze, den sogenannten lebensweltlich orientierten Räumen (LOR). 39 davon bescheinigt das Monitoring den Sozialstatus "sehr niedrig". Die drei weitere Stufen heißten "niedrig", "mittel" und "hoch".

So liegt die Arbeitslosigkeit im Soldiner Kiez (Planungsraum 01033101) bei 9,5 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei 6,1 Prozent. Zum Vergleich: In Berlin liegt die Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit bewegt sich auf Bezirksebene zwischen 1,7 Prozent in Charlottenburg-Wilmersdorf und 4,3 Prozent in Spandau. Die Kinderarmut - gemessen an Anteil der Kinder, die in Familien mit Hartz IV-Bezug leben, beträgt im Soldiner Kiez 66 Prozent. Damit belegt der Stadtteil berlinweit einen der traurigen Spitzenwerte.

Ein weiterer Indikator in der Datenanalyse ist der Dynamik-Index. Er soll beschreiben, "wie sich die soziale Lage in den Jahren 2017 und 2018 im Verhältnis zur durchschnittlichen Entwicklung" verändert hat. Hier werden die Noten "positiv", "stabil" und "negativ" vergeben. Der Soldiner Kiez gilt immerhin als "stabil". In seiner Nachbarschaft geht es allerdings aufwärts: so ist die Entwicklung rund um den Bahnhof Gesundbrunnen, der Pankstraße, der Reinickendorfer Straße und der Weddinger Residenzstraße "positiv".

Für Berlin insgesamt verzeichnet das Sozialmonitoring einen Rückgang "sozialer Benachteiligung". Gleichzeitig aber "gibt es eine hohe sozialräumliche Konstanz". Mit anderen Worten: Obwohl sich die Lage bessert, bleibt arm weiterhin arm, und reich bleibt reich.

Ein Blick in ältere Ausgaben des Sozialmonitorings bestätigt für den Soldiner Kiez die "Konstanz". Im Grunde durchgängig in den letzten 20 Jahren beschied das Monitoring dem Stadtteil den Sozialindex "sehr niedrig". Berichtet hat das Quartiersmananagement auf dieser Webseite 2016 ("Soldiner Kiez im Sozialatlas") und 2018 ("Sozialreport: Soldiner Kiez nach wie vor benachteiligt").

Ausschlaggebend für die Vergabe der Sozialnoten durch das Monitoring sind vor allem die drei Kriterien Arbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut. Der Begriff Transferbezug meint "nicht-arbeitslose erwerbsfähige, nicht-erwerbsfähige und sonstige Leistungsberechtigte in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II, sowie Empfangende von Leistungen nach SGB XII, Kapitel 3 und 4 (außerhalb von Einrichtungen)". SGB XII ist die offizielle Bezeichnung für Sozialhilfe, Bedarfsgemeinschaften nach SGB II sind Familien, die von Hartz IV leben.

Das Monitoring wurde erstmals 1998 erstellt. Damals war der Anlass der Untersuchung die "Sozialorientierte Stadtentwicklung". Seitdem wird die Studie alle zwei Jahre fortgesetzt. Das aktuelle Monitoring beschreibt den Beobachtungszeitraum 2017 und 2018 mit dem Datenstand 31.12.2016 und 31.12.2018.

Links

Der Bericht "Monitoring Soziale Stadtentwicklung" in Karten und als Tabelle.

Alle Berichte seit 2000 online abrufbar unter Monitoring Soziale Stadtentwicklung.

3. Juli 2020